Heringe

Heringe
Heringe,
 
Clupeidae, Familie der Knochenfische mit rd. 180 Arten, überwiegend Schwarmfische, bis 50 cm Länge, meist in tropischen Meeresgebieten, Planktonfresser. Die wirtschaftlich wichtigste Gattung Clupea umfasst neben dem an Küsten des nördlichen Pazifik lebenden Pazifischen Hering (Clupea pallasii) den für Europa bedeutsamen Atlantischen Hering (Clupea harengus; mit graugrünem Rücken, Seiten und Bauch silbrig), der in planktonreichen Meeresgebieten riesige Schwärme bildet. Er tritt in zahlreichen Gruppen auf, die sich in Individuengröße und Laichzeiten, -plätzen und -bedingungen unterscheiden: z. B. Herbsthering (Laichzeit im Spätjahr; vor der schottischen Nordseeküste als Blankhering, in der südlichen Nordsee als Down(s)hering, in schwedischen und norwegischen Gewässern als Bohuslänhering); Frühjahrshering (laichen im Frühjahr in den norwegischen Fjorden ab; anschließend Nahrungswanderungen bis zur Ostküste Islands und im Spätjahr Rückkehr zur norwegischen Küste) sowie der bis 20 cm lange Strömling (Ostseehering).
 
Ein Weibchen des Atlantischen Herings legt rd. 20 000 bis 70 000 Eier ab, die auf den Meeresgrund sinken und dort an Steinen, Algen oder Ähnlichem festkleben. Die schlüpfenden Larven steigen an die Oberfläche, sie machen ihre Jugendentwicklung im Küstenbereich durch. Erst die mit zwei bis drei Jahren etwa 20 cm langen Jungheringe wandern von der Küste ab. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von drei bis sieben Jahren ein; die Lebensdauer beträgt etwa 20 Jahre. - Einige Heringsarten sind anadrom und ziehen zum Laichen in die Flüsse, z. B. die Alsen.
 
 
Heringe, Sardinen und die ihnen nahe verwandten Sardellenarten sind die wirtschaftlich wichtigsten Objekte der Meeresfischerei. Sie stehen als Planktonfresser an der Basis der Nahrungskette, was ihre hohe produktionsbiologische Leistung bedingt. Der Weltfangertrag des Atlantischen Herings betrug (1994) 1,9 Mio. t. Das schwarmbildende Verhalten der Heringsfische bedingt hohe Konzentrationen von Fischbiomasse im Meer auf engem Raum. Diese kann mithilfe moderner Echolottechnik geortet und mit Schwimmschleppnetzen oder Ringwaden bei relativ geringem Zeit- und Energieaufwand gezielt und nahezu vollständig abgefischt werden. Fänge bis zu 300 t pro Geräteeinsatz sind möglich. Daraus ergibt sich die Gefahr einer Überfischung, gegen die sich die Bestände als anfällig erweisen. Hauptfanggebiete sind die Schelfmeere des Nordatlantik.
 
Geschichtliches:
 
Heringsfischerei wurde schon im 7. Jahrhundert in Europa betrieben. Um 900 war der gesalzene Hering bereits im Handel begehrt. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich die Heringsfischerei besonders in der westlichen Ostsee bei der schwedischen Landschaft Schonen. Der Handel lag in den Händen der Hanse; das Salz für die Heringssalzerei kam aus den Bergwerken in Lüneburg.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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